Turntablista im Creative Cluster Margareten

Aus gegebenen Anlass wollen wir die Künstlerin Masha Dabelka und ihre DJ-Schule Turntablista vorstellen. Ihre spannende Geschichte führt von der russischen Underground Technoszene Anfang der 2000er Jahre bis in den Creative Cluster Margareten.

 

Anfangsjahre in Nowosibirsk

Aufgewachsen in der zentralrussischen Millionenstadt Nowosibirsk kam Masha als Teenager das erste Mal in Kontakt mit elektronischer Musik. Das physische, ganzkörperliche Erlebnis der durchdringenden Bässe in den Clubs hinterließ bei ihr einen nachhaltigen Eindruck. Von da ab setzte sie ihre klassische Musikausbildung in einem ganz neuen Kontext ein und bastelte schon bald an ihren eigenen Beats. Subkultur braucht stets auch eigene Räume, um sich entfalten zu können, und so veranstaltete sie mit Freunden Raves auf verlassenen Industriearealen – noch bevor ihr das Wort Rave überhaupt ein Begriff war.

 

Von Sibirien nach Wien

Rasch machte sich Masha Dabelka als eine der wenigen weiblichen Djs in Sibirien einen Namen. Dabelka bedeutet auf deutsch Eichhörnchen, und wie Eichhörnchen lockte Masha die Technojünger zu sich, zur musikalischen Fütterung sozusagen. Allerdings gab es in Russland auch immer wieder Probleme mit den Behörden. Als die Polizei mit unsanften Methoden eine Veranstaltung von ihr auflöste, ihren damaligen Freund festnahm und sie einen Nervenzusammenbruch erlitt, markierte das einen Wendepunkt. Erstmals kam der Gedanke auf, das Land zu verlassen. Über die Plattform Female Pressure ergab sich 2007 die Möglichkeit zu einem Auftritt bei der Vienna Biennale. Wenig später wurde Masha an der Akademie der Bildenden Künste aufgenommen und 2008 übersiedelte sie schließlich nach Wien.

 

Turntablista und neue Bleibe CC 1050

Neben dem Studium und ihrer künstlerischen Tätigkeit, die sie als DJ, Live-Performerin und Sound-Künstlerin zu zahlreichen internationalen Festivals führte, war Masha Dabelka zwischen 2009 und 2015 zudem als Assistentin im Soundlab der Akademie tätig. Hier reifte die Idee, eine DJ-Schule eigens für Mädchen und Frauen – Turntabilsta – zu gründen. Nach wie vor sind weibliche DJs in der Szene weit unterpräsentiert. Auch unterrichtete bislang an den fünf bestehenden DJ-Schulen in Wien keine einzige weibliche Lehrkraft. Die zentrale Zielsetzung von Turntablista liegt folgerichtig darin, ein starkes weibliches Rollenbild für angehende Musikerinnen zu schaffen. Die Basis des Unterrichts bildet dabei die Vermittlung der physikalischen Grundlagen von Musik, wobei Masha auf ihre klassische Musikausbildung zurückgreifen kann. Vor kurzem ist die DJ-Schule Turntablista nun im Creative Cluster Margareten eingezogen, einem Projekt, das die Kreativen Räume mit ermöglicht haben. Nähere Informationen zu den angebotenen Kursen und Workshops finden sich auf ihrer Website turntablista.com.

 

Future Factory

Mit dabei ist Masha dieses Jahr auch wieder bei der Vienna Biennale. Turntablista wurde als eines von fünf Projekten für die Ausstellung Future Factory. Urbane Produktion neu denken ausgewählt. Bereits seit Mai gab es die Projekte als Teaser im MAK zu sehen. Ab dem 11. September zeigen die Kreativteams nun ihre innovativen Ideen im Spannungsfeld zwischen nachhaltigem Wirtschaften, Lebensqualität und emanzipatorischer Praxis in der Gallerie Die Schöne am Gelände der Ottakringer Brauerei. Zum Auftakt der Eröffnungsveranstaltung gibt es eine Keynote zu den Potentialen urbaner Produktion mit anschließender Podiumsdiskussion. Mindestens genauso wichtig: ab 20 Uhr wird Masha live zu hören sein! Nochmals ist sie dann am 27. September ab 17 Uhr vor Ort in der Ottakringer Brauerei und hält einen interaktiven Vortrag zu Musikgeschichte und den physikalischen Grundlagen von Musikinstrumenten und Wiedergabegeräten.


Ausstellungseröffnung: Future Factory. Urbane Produktion neu denken
Ottakringer Brauerei Kantine & Galerie Die Schöne
Mi, 11. September ab 18:00


https://dabelka.com/
http://turntablista.com/
http://www.viennabiennale.org/ausstellungen/detail/urbane-produktion-kreislaeufe-einer-stadt/